Goldgräber auf den Kakaoplantagen

Goldgräber in ivorischen Kakaoplantagen

Die Kleidung voll mit gelbem Staub, unter kurzen schwarzen Haare schimmert die vom Staub gefärbte Kopfhaut hervor. Anscheinend ist man besonders stolz, wenn man so richtig vollgestaubt ist – Man erkennt hier also sofort wenn man in ein Dorf kommt wo Gold geschürft wird.


Kakao und Gold gehören nicht wirklich zusammen, es sei denn man bezeichnet Kakao als braunes Gold. Wenn hier in der Elfenbeinküste jedoch Kakao und Gold zusammen kommen entsteht dabei nicht immer etwas Gutes. Das Gold steht für schnellen Reichtum und der Kakao für langfristige Versorgung der Familie – ein großer Kontrast, der für viel Konfliktpotential sorgt.

Gold Abbau in der Elfenbeinküste

Seit Jahrzehnten schon wird in der Elfenbeinküste Gold gefördert. In den letzten Jahren hat sich aber eine Art Goldrausch entwickelt und immer mehr Firmen haben Mienen aufgemacht. Insgesamt wurden 17 Tonnen im Jahr 2014 gefördert, 10 Jahre früher waren es nicht einmal 2 Tonnen. Parallel zum offiziellen Schürfen hat sich aber auch viel unprofessioneller Goldabbau im kleinen Stil entwickelt. Die Mienen sind nicht offiziell und damit auch illegal.

Gold unter Kakaobäumen

Gold suchen zwischen Kakaobäumen
Gold suchen zwischen Kakaobäumen

Der Weg zur heutigen Kakaoplantage führt direkt durch ein Lager von Goldgräbern. Links und rechts von dem Weg tauchen immer mehr Hüttenkonstruktionen und Löcher auf. Erst auf den dritten Blick erkenne ich auch, dass noch vereinzelt zwischen den Löchern Kakaobäume stehen – wir laufen also grade durch eine Kakaoplantage, die von Goldsuchern so durchlöchert ist, dass es wohl nicht mehr wirklich Kakao zu ernten gibt.

Was macht man wenn man als Landwirt hier eine schöne Kakaoplantage hat, die einem jedes Jahr eine gute Ernte einbringt, gleichzeitig aber weiß dass unter den Bäumen im Boden Gold im Boden steckt?

Die Antwort muss jeder Landwirt hier selbst finden, aber wie auch immer man sich entscheidet es bringt Probleme mit sich. Wenn es aber irgendwelche Probleme mit dem Kakao gibt, wie Ernteeinbußen durch Trockenheit oder wenn der Weltmarktpreis sinkt, steht der kompletten Vernichtung der Kakaoplantage nicht mehr viel im Weg.

Wie funktioniert das Schürfen

In den Gold „Mienen“ oder eher Gold Löchern, die hier in der Gegend sind wird im Prinzip goldhaltiges Gestein abgebaut. Das heißt einer der sich mit der Materie ein bisschen auskennt, was meistens kein Ivorer ist, macht ein paar Gesteinsanalysen in den Plantagen.
Wenn dabei rauskommt, dass genügen Gold-finde-Potential besteht kauft er dann dem Landwirt die Plantage ab.

Dann werden ein paar Jungs organisiert um den Boden nach den Steinen zu durchforsten. Die werden dann in Säcke verpackt und die Jungs fahren dann per Lkw zu einer Stein-Zertrümmer-Maschine. Da gucken die dann zu wie alles Gestein zerkloppt wird. Aus dem zerbröselten Gestein wird dann mit Hilfe von Quecksilber das Gold rausgefiltert.
Die Jungs kriegen dann Ihren Anteil je nachdem wie viel Gold in ihren Steinen dann drin war und teilen das auf.

Die Jungs aus der Grube

Goldbuddler in Mine, Elfenbeinküste
Goldbuddler in Mine, Elfenbeinküste

Oft sind es die halbstarken Jungs die anfangen überall nach Gold zu graben. In der ruralen Gegend ohne viel Jobaussichten ist das anscheinend eine beliebte Art an ein bisschen Geld zu kommen.

Die Jungs, die hier die Löcher buddeln sind aber nicht unbedingt aus der Elfenbeinküste. Auch wenn wir ziemlich abgelegen irgendwie auf dem Land sind findet sich hier plötzlich eine erstaunlich große Nationalitätenvielfalt. Ein beträchtlicher Teil der Buddler Jungs kommen dabei aus Burkina Faso. Das hat mich irgendwie erstaunt und auf Nachfrage warum das so ist kam dann eine etwas ernüchternde Antwort. Anscheinend ist es in Burkina Faso schwieriger einfach so illegal nach Gold zu suchen. Hier kann man ein bisschen was von dem Kuchen an die lokal verantwortlichen Polizisten und Behörden abgeben und gräbt einfach weiter an seinen Löchern.

Tiefe, handgegrabene Löcher

Als ich das erste Mal vom Gold Abbau hier gehört hab, hatte ich nicht unbedingt an tiefe Löcher gedacht. Ich hatte mir das eher als so ein bisschen an der Oberfläche rumhacken vorgestellt. Deswegen hat es mich dann auch nicht schlecht überrascht, als ich die Löcher gesehen hab. Angeblich gehen die bis zu 40 Meter tief runter – und das alles von Hand gegraben.
In einer gewissen Tiefe angekommen wird dann das Loch fleißig zur Seite ausgehöhlt. Entscheidend ist es dabei die Steine aus dem Boden zu holen. Dabei hilft dann eine Seilwinde.

Wenn man als Amateur so tiefe Löcher gräbt geht das nicht immer gut. Wir erfahren, dass erst in der letzten Woche zwei Goldgräber verschüttet wurden, einer aus der Elfenbeinküste und einer aus Burkina Faso. Mir wird dann auch erklärt was die Jungs anscheinend falsch gemacht haben. Anscheinend haben sie aus lauter Goldgier die obligatorischen Stützpfeiler aus Erde gleich mit abgebaut…

Goldmine, Elfenbeinküste
Goldmine, Elfenbeinküste

Vorsicht, Rituale!

Auf dem Rückweg von der Kakaoplantage kommen wir wieder an den Goldgräber Löchern vorbei. Kurz vorher stoppt der Landwirt ziemlich plötzlich und hält mich gleichzeitig mit einer Hand fest, dann zeigt er auf den Boden. Ich denke im ersten Moment er will mir irgendein Tier zeigen, was wir sonst verscheuchen aber da auf dem Boden liegt ein zerbrochenes Ei und eine kleine Blüte… Dabei hatte ich mir jetzt nicht so viel gedacht außer, dass vielleicht jemandem ein Ei runtergefallen ist. Gut die Blüte daneben ist schon ungewöhnlich aber hier blüht ja auch ab und zu eine Pflanze, warum also auch nicht mal eine Blüte auf dem Weg.

Er sagt mir dann aber auch ziemlich ernst, dass ich auf seiner Seite an dem zermatschten modernen Kunstwerk vorbeigehen soll. Wie er mir daraufhin erklärt ist das Ganze ein Ritual, damit die Buddel Jungs mehr Gold finden – und damit ist nicht zu spaßen, da läuft man nicht einfach drüber, auch wenn die es mitten auf den Weg klatschen. Aberglaube ist hier noch extrem weit verbreitet.

Soziale Konflikte durch Goldabbau

Der Goldabbau in der Form wie ich es hier kennengelernt habe hat für mich vor allem negative Seiten. Die Dörfer zerstreiten sich in Befürworter und Gegner, die Kakaoplantagen werden unbrauchbar, die Umwelt leidet durch das Quecksilber und die eingewanderten Arbeiter bringen Ideen wie Prostitution und Misstrauen in die Dörfer, die bis dahin nicht präsent waren und ab und zu kostet das Einstürzen von Minen auch mal das Leben von denen die grade unten im Loch sitzen.

Dorf Spaltung

Neid und unterschiedlichen Ansichten zum Goldabbau führen hier tatsächlich zu richtigen inner-dörflichen Konflikten. Landwirte, die in Ihren Plantagen lieber Kakao anbauen als Gold abbauen sehen sich oft mit dem Misstrauen konfrontiert, dass sie hinter dem Rücken der anderen heimlich abbauen. Wer keinem anderen was davon verrät muss dann ja auch nicht die Dorfgemeinde bei den Schmiergeldern unterstützen.

So werde ich als Europäer auch ziemlich kritisch beäugt, als ich auf dem Weg zur Kakaoplantage durch die Goldgrabungsstätten laufe. Der Landwirt erzählt mir dann auch gleich, dass es quasi egal ist was ich oder er denen erzählt – in jedem Fall werden sie glauben, dass ich da bin um heimlich Gold Analysen von den Steinchen in seiner Plantage zu machen.
Das Misstrauen ist enorm, wenn die Aussicht auf ein bisschen Gold da ist.

Umwelt Zerstörung

Da wo die Schürflöcher gegraben werden bleibt nicht viel von der Pflanzenwelt stehen, es gleich eher einer Staubwüste, die sich bei Regen in eine Schlammwüste verwandelt. Die Vegetationsschicht ist hier bei den starken Regenfällen aber nochmal besonders wichtig um zu verhindern, dass die komplette Erde weggeschwemmt wird.
Beim Goldabbau hier wird Quecksilber verwendet um das feine Gold zu binden und raus zu filtern. Quecksilber geht eine Verbindung mit Gold ein und durch Erhitzen verdampft es dann und das reine Gold bleibt übrig.

Dumm nur, dass Quecksilber sau giftig ist und das verdampfte Schwermetall sich in der Umgebung ablagert und über die Luft und Nahrung in den Körper aufgenommen wird. Direkt nebenan werden ja auch die Lebensmittel angebaut und das Regenwasser mit den eingesammelten Quecksilberdämpfen ist auf dem Dorf ja auch nichts anderes als Trinkwasser.

Im Körper führt das Quecksilber im dann zu Lähmungen, Koma und häufig auch zum Tod. Das passiert aber nur sehr langsam und eben weil man die Folgen nicht sofort merkt wissen viele der Goldschürfer auch nicht wie gefährlich das ist. Wenn die Leute dann krank werden wird es wohl eher heißen, dass jemand einen Zauberer engagiert hat um ihnen zu schaden.

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