Eindrücke der Kakaoplantagen und unvorhersehbares Wetter

Eindrücke von vielschichtigen Kakaoplantagen

Holprige Motorradfahrten über Sandpisten mit kühlem Fahrtwind am Morgen sorgen dafür, dass ich immer erstaunlich wach bin wenn wir auf den Dörfern ankommen.
Nach dem Besuch von bisher vierzehn Kakao Landwirten in der Region gibt‘s ein paar meiner Eindrücke der unterschiedlichen Plantagen.

Kakao Plantage – was heißt das eigentlich?

Mit Kakao Plantage ist total generell erstmal ein Stück Land gemeint, auf dem Kakao angebaut wird – klar irgendwie logisch. Aber da gibt’s natürlich riesen Unterschiede. Gehören die Plantagen Kleinbauern? Wie groß kann ich mir eine Plantage vorstellen? Wird Kakao in Monokultur oder mit anderen Kulturen zusammen angebaut?
Ein kleiner Einblick wie es hier rund um die Stadt Soubré mit den Farmen läuft.

Kleinbauern oder riesen Firmen Plantagen?

Reisfeld Durchquerung zur nächsten Kakao Parzelle
Reisfeld Durchquerung zur nächsten Kakao Parzelle

Bisher waren alle Kakao Plantagen, die ich besucht habe, reine Familienbetriebe von Kleinbauern. Wie viel Hilfe der Landwirt dann hat kommt dann meistens darauf an wie viele Söhne in der Familie sind. Die kleineren Kinder sind oft mit Zwille bewaffnet unterwegs um die Vögel aus den Reisfeldern zu verscheuchen, was auch die Kinder auf dem Foto machen.

Da grade die Schulferien angefangen haben, sind die meisten Kinder im Schulalter auf der Farm auf dem Land. Die helfen dann beim Unkraut hacken und allem möglichen anderen.

Leider sehe ich auch immer wieder am Straßenrand Kinder, die mit Pestizidpumpen unterwegs sind. Viel zu oft sind die Leute hier überhaupt nicht sensibilisiert was das ganze Thema Gesundheitsschädlichkeit angeht. Leider oft verständlich dass sich einige keine Gedanke über Krebs oder ähnliches machen – Man weiß teilweise nicht mal ob man im nächsten Jahr die Kinder mit Essen versorgen kann.

Oft bauen hier Brüder mit jeweils ihren Familien zusammen Kakao an. Einer fängt irgendwo eine neue Plantage an und wenn alles gut läuft kommt der zweite Bruder dann nach ein paar Jahren nach. Ein zwanzig-köpfiges Dorf, was wir besucht haben besteht komplett nur aus engen Familienmitgliedern. Da hatte der Vater irgendwann mal angefangen und mit vielen Söhnen kann man dann halt auch viel Land bewirtschaften.

Wie groß ist hier eine Kakao Farm und wie viel verdienen die?

Durch die Größe der Farm lässt sich ein bisschen verstehen, ob es hauptsächlich um Versorgung der Familie oder um großangelegte Kakaoproduktion geht.

Die bisherigen Farmen hatten im Mittel knapp über 4 Hektar Fläche mit Kakaobäumen. Damit man sich als mehr oder weniger Fußballbegeisterter auch was drunter vorstellen kann gibt’s natürlich auch den Fußballfeldvergleich – 4 Hektar sind circa 6 Fußballfelder. Das ist im internationalen Vergleich ziemlich klein aber auch verständlich wenn ausschließlich die Familienmitglieder helfen. So um die 5 Hektar an Kakaobäumen kann man hier gut als Familie bewirtschaften. Dazu kommen dann aber immer noch Lebensmittel wie Maniok und Reis.

Wenn man das Ganze dann mal mit dem Ertrag und dem Kakao Preis von circa 80 Cent pro Kilo durchrechnet kommt dabei eine ziemlich kleine Zahl raus. Im Jahr verdienen die Landwirte hier um die 3.000€ mit Kakao – und das für die ganze Familie und davon muss man noch die Ausgaben für Dünger und ähnliches abziehen.

Monokultur oder diverse Bauernhöfe

„Irgendwas müssen wir ja auch essen“ – Klar nur Kakao anzubauen reicht hier nicht.

Wenn kein Supermarkt in der Nähe ist muss man sein Essen schon selber zum Wachsen bringen. Das heißt, dass jede Plantage eigentlich ein komplexer Bauernhof ist. Da wird in den feuchteren Mini Tälern Reis angebaut. Überall wo noch Platz ist werden Knollenfrüchte wie Maniok und Yams und dazu Kochbananen, Mais und Gemüse wie Auberginen und Okra angebaut. Für die extrem beliebte „sauce graine – Samen sauce“ und den Palmwein Bangii wachsen auch zwischendurch immer wieder Ölpalmen.

Landwirt mit Avocado Baum
Landwirt mit Avocado Baum

In den Kakaoplantagen wachsen alle möglichen Bäume – je nach Plantage mal fast garkeine und mal scheinbar mehr als Kakaobäume. Das sind dann oft Bäume wie Mango, Avocado, Orangen, Kokos, Papaya, Kolanuss aber auch viele regionale Obstarten und Bäume für die Holzproduktion.

Wenn man da teilweise die Vielfalt in den Plantagen sieht, hat man den Eindruck als wenn die kleinbäuerlichen Strukturen hier viel zur Diversität beitragen.

Unvorhersehbares Wetter

Die Beschreibung des Wetters ist eigentlich genau das, wenn es einmal regnet dann so richtig. Das hat den Vorteil, dass man so seltener verregnete Tage hat und das obwohl hier im Kakao Gürtel doppelt so viel Regen runter kommt wie bei uns.

Wenn es aber immer unregelmäßiger regnet und dann alles überschwemmt, hilft das aber auch keinem so richtig. Der Boden kann das Wasser nicht alles aufnehmen und so sind dann überall reißende Bäche, die den ganzen Boden wegschwemmen.

Wenn Regen, dann richtig viel

Wenn man dann so zu zweit aufm Motorrad hinter einem Landwirt her juckelt, der einem zeigen will wo seine Kakao Bäumchen stehen geht’s manchmal durch Trampelpfade wo man zu Fuß schneller wäre. Das liegt unter anderem daran, dass vom letzten Regenschauer noch so viel Wasser zusammenläuft, dass man quasi in einem Bach fährt. Und das wenn der Regen schon vor Stunden aufgehört hat… Dazu kommt, dass durch den hohen Ton Anteil der Boden beim kleinsten Regentropfen total glitschig wird.

So rutscht man dann so durch die Lehm-Matsch-Bäche und hofft das man weder zur Seite wegrutscht noch im nächsten Loch stecken bleibt.

Weg oder Sturzbach
Weg oder Sturzbach

Die voraus fahrenden Landwirte können leider immer nur sehr vage Angaben machen wie viele Kilometer Glitsch-Bach-Straße wir denn noch vor uns haben. Da ist es dann immer ein bisschen schwierig abzuschätzen ob man das ganze Mess Material tragen will. Nachdem wir einmal jede 5 Meter in dem nächsten Matschloch steckten und das Motorrad wieder rausschieben mussten haben wir uns entschieden lieber ein bisschen zu laufen. Also Motorrad stehen gelassen und entspannt am Wegesrand zur Kakao Plantage gewandert.

Immer wieder sehen wir wie die kleinen Pisten durch Lastwagen total zerfurcht sind. Die sogeannten „Pisteur“ fahren mit Kleinlastern in jede noch so kleine Piste um den Landwirten da die Kakaobohnen abzukaufen. Je krasser der Weg umso weniger bezahlen sie den Landwirten für den Kakao – Aber die Landwirte haben meistens keine Wahl. Bis der nächste Käufer kommt sind die Bohnen vielleicht schon nass geworden und schimmeln.

Kakao Laster stecken geblieben
Kakao Laster stecken geblieben

Ich hab mich jedes Mal gefragt, wie die Pisteur das eigentlich schaffen nicht andauernd stecken zu bleiben. Wie sich rausgestellt hat – bleiben die andauernd stecken… ich hatte ich bis dahin das nur einfach noch nicht gesehen.
Bis dahin hatte ich aberr auch noch niemanden gesehen, der ersthaft versucht eine so großes Wasserloch mit zwei Eimern auszuschöpfen um das Auto wieder frei zu bekommen. Letzendlich haben sie den Laster dann aber mit einem anderen Fahrzeug rausgezogen.

Trockenheit

Die eine Seite ist der viele Regen mit den Überschwemmungen. Aber auf der anderen Seite habe ich bei den Gesprächen mit den Farmern auch erfahren, dass nur im letzten Jahr eine so krasse Dürre war, dass in ganzen Bereichen der Plantagen die Kakaobäume abgestorben sind.

Die werden dann fleißig nachgepflanzt aber ein paar Jahre Ernteausfall hat man dann auf jeden Fall und wer weiß wann so ein trockenes Jahr wieder kommt.

Meine Forschung dreht sich ganz viel darum, ob nicht Schattenbäume in den Plantagen die Kakaobäume vor der Dürre besser schützen können. Schließlich hat ein Landwirt hier kaum eine andere Wahl als sich an immer unsichereren Regenfall anzupassen? Die Regenzeit war hier vor 10 Jahren noch sehr verlässlich in bestimmten Monaten mit konstantem Regen. Inzwischen kommt der Regen auch mal einen kompletten Monat später oder halt gar nicht.

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