Was zur Hölle mach ich hier eigentlich?

Was macht der Qually eigentlich wirklich in der Elfenbeinküste

Was zur Hölle mach ich hier eigentlich. Das ist jetzt nicht als selbstreflektierende Frage gedacht, ich wollte einfach mal erzählen was ich hier genau mach. Bisher gingen die Blog Beiträge ja eher um irgendwelche schönen Seen, abgefahrene Insekten oder Dorfchefs Opis. Aber jetzt!!! Meine Arbeit/Forschung wie auch immer man so was nennen will.


Wenn man die bisherigen Blogbeiträge so anguckt sieht meine Zeit hier ja eher nach Langzeiturlaub mit ein bisschen Abendteuer Faktor aus. Dass ein Großteil der Geschichten und Bilder irgendwie daraus entstanden sind, dass ich mich im Land von einer Region zur anderen arbeite merkt man vielleicht ja gar nicht so auf den ersten Blick.

Wo genau in der Elfenbeinküste bist du eigentlich?

So ein bisschen überall wo Kakao wächst. Das ist so grob gesagt die südliche Hälfte des Landes. Und da habe ich mich so ein bisschen von West nach Ost gearbeitet. Das geht über Regionen die super für den Kakao Anbau geeignet sind bis über solche, die fast schon zu trocken sind. Aber auch Regionen die eigentlich zu feucht sind gibt’s und da bin ich auch am rumtapern.

Also was machste denn jetzt wirklich?

Kakao Plantage im Steilhang
Kakao Plantage im Steilhang

Ich fahre viel von einem Dorf zum nächsten gurke mit lokaler Begleitung dann da zu ein paar Kakaobauern in der Umgebung. Die frage ich dann aus und mach so Dinge wie mit einem Maßband deren Kakaobäume vermessen. Ach ja… und dabei versuch ich auch noch immer zu erklären was das Ganze eigentlich soll… Der Sinn der ganzen Sache ist nämlich heraus zu finden wie stark die Kakaolandwirte in den jeweiligen Regionen vom Klimawandel betroffen sind. Und folglich was sie als Anpassung für ihre Kakaoplantagen machen und machen können.

So kann man das Ganze vielleicht auch schon zusammenfassen. Aber es gibt auch noch ein paar Details 😉

Elfenbeinküste und Trockenheit, ernsthaft?

Kakao Trockenheit
Kakao Trockenheit

Ja krasserweise ernsthaft. Die haben hier immer verstärkter starke Dürren wo selbst die Kakaobäume einfach sterben. Das Wetter haben mir einige Landwirte so beschrieben, dass ein paar Tage ein enorm trockener und heißer Wind durch durch die Plantagen fegt. Anscheinend sehen die Bäume danach regelrecht verbrannt aus. Das mit mehreren Monaten ohne einen Tropfen Regen haut dann auch die gut etablierten 80 jährigen Kakaobäume aus den Latschen.
Und dummerweise ist es dann noch schwieriger wenn man kleine Kakaobäume nachpflanzt. Ohne gut ausgebildetes Wurzelwerk vertrocknen die dann sogar noch viel schneller.

Was fragst du die Kakao Produzenten in den Interviews dann?

Kakao Landwirt in seiner Plantage

Ich mache kurze Interviews den Landwirten wo es erstmal generell darum geht zu verstehen was er oder sie bei sich auf der Plantage eigentlich so macht und was dabei rauskommt. Außerdem versuche ich zu verstehen, was generell für Probleme auftreten und wie die Landwirte von Trockenheit betroffen sind, was sie dadrüber denken und dann was sie degegen machen. Dann geht die Fragerei weiter um zu gucken was die Landwirte im Zusammenhang mit der Trockenheit von Schattenbäumen halten und wie sie das in ihrer Plantage händeln.

Und wie misst man Kakaobäume?

Kakaobäume markieren
Kakaobäume markieren

Hmm nagut das wird jetzt vielleicht ein bisschen technisch.

Auch das Drum-herum muss man so ein bisschen vermessen. Das fängt mit der genauen Größe der Plantage an – Also da laufe ich dann mit GPS einmal mit dem Landwirt komplett um die Plantage. Wenn die ordentlich groß ist oder aus mehreren Parzellen besteht ist das guter Frühsport und das auch wenn der Landwirt mit Machete vorläuft.

Dann stecken wir paar Testplots in den Plantage ab, wo ich dann den Umfang der Kakaostämme messe. Damit kann man so tollen Spass wie die Biomasse berechnen. Und man erfährt auch was über die Pflanzdichte.

Kakao Schattenbaum Vermessung
Kakao Schattenbaum Vermessung

Und als letztes wird dann ein größere Teil abgesteckt und da wird gemessen wie viel Schatten auf die Kakaobäume fällt. Damit kann man dann so schöne Sachen wie den Prozentsatz der Beschattung in den unterschiedlichen Regionen vergleich.

Wie steht‘s mit Abholzung, sieht man da was von?

Kakao Agroforst
Kakao Agroforst

Traurige Geschichte in der Elfenbeinküste aber nicht einfach mal so schnell erklärt. Klar sieht man Unterschiede von viel bewaldeten Gebieten zu weniger bewaldeten aber den Prozess kann man natürlich nur sehen wenn man über viel längere Zeit in dem Land ist.

Kurzum ist hier wie in vielen Gegenden der Welt das Interesse groß den Wald und die Fläche nicht ungenutzt zu lassen – haben wir bei uns ja schließlich auch mal so gemacht. Hier kommen dann vor allem noch politische Umstände hinzu, die zum Beispiel dafür sorgen, dass ganz legal fremde Leute in deiner Plantage Bäume fällen dürfen und dich nicht einmal fragen müssen. Aber dazu ein anderes Mal mehr, so kurz darf man das Thema nicht abspeisen.

Wie lernst du die Landwirte kennen?

Kakao Landwirt Elfenbeinküste
Kakao Landwirt Elfenbeinküste

Lokal arbeite ich mit verschiedensten Leuten zusammen. Mal sind das Mitarbeiter vom Forschungsinstitut, in anderen Regionen dann Leute vom nationalen landwirtschaftlichen Entwicklungsdienst und auch manchmal mit Kakao Kooperativen. Macnhmal auch mit allen zusammen.

Das klappt extremst gut, hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich werde genialer Weise immer wieder in fremden Gegenden und Dörfern von Leuten wie ein Familienmitglied empfangen. Das ist für die Arbeit natürlich super hilfreich aber klar menschlich ist das auch einfach traumhaft.

Die Leute mit denen ich dann zusammen arbeite kennen dann die Landwirte. Manchmal wird dann auch noch über eine kurze Versammlung mit dem Dorfchef geregelt wo ich am besten mit wem arbeiten kann, so wars bei Opa Khaki.

Wie kommst du zu den Landwirten hin?

Mit dem Motorrad zur Feldarbeit im Kakao
Mit dem Motorrad zur Feldarbeit im Kakao

Das geht alles per Motorrad, ohne geht hier auf dem Land nicht so viel. Meistens sind die Plantagen dann auch nicht direkt am Dorf. Dann geht’s erstmal noch Kilometer lang über Feldwege. Und die sind oft so schmal, dass man eigentlich nur mit dem Motorrad überhaupt langfahren kann.

In jeder Region besorg ich mir dann ein anderes Motorrad. Manchmal wird auch das Motorrad dann noch gewechselt, das klappt inzwischen relativ gut.
Und wenn ich von einer Region in die andere fahre kommt mein Sack und Pack alles in einen Fernbus. Zwischen den Städten haben die hier ein relativ gutes Busnetz.

Fährst du selbst Motorrad? Du hast ja keinen Motorrad Lappen, oder?

Ne stimmt, nen Motorrad Führerschein wollte ich nicht extra noch vorher machen. Ein Großteil der Leute fährt hier sowieso ohne Führerschein.

Aber weil ich sowieso immer mit jemandem aus der jeweiligen Gegend zusammen arbeite dachte ich mir „ich leg mich nicht gleich mit den erstbesten Verkehrs Polizisten an„ und fahre auch deswegen nicht selbst. Man merkt dann auch mit der Zeit, dass es selbst mit Führerschein die richtige Entscheidung ist nicht selbst zu fahren.

Besonders auf dem Land kommt man schneller in eine Situation bei der man besser nicht der Fahrer ist. Ob das eine als Verkehrskontrolle verkappte Piraten Straßensperre ist oder ein kleiner Unfall ist dabei egal. Man ist als Ausländer hier leider bei so was besser dran wenn man nicht verantwortlich sein kann.

Und? Quintessenz der Forschung/Arbeit?

Arbeit unter Kakao Bäumen
Arbeit unter Kakao Bäumen

Eine kritische Selbstbeleuchtung der Arbeit im Nachhinein, also? Hehe also gut…

Um die Elfenbeinküste und ganz viel um den Kakaoanbau zu verstehen ist das genau das richtige was ich hier mache. Auch um die Problematiken zu verstehen ist es genial die Gelegenheit zu haben so direkt im Kontakt mit so vielen Kakao Produzenten zu stehen. Dieses Eintauchen in die Kakaokultur der Elfenbeinküste hat mir enorm viel Spass gemacht.

Für die wissenschaftliche Seite ist eine solche finale Schlussfolgerung nicht so schnell gemacht. Da kratzt man oft nur an der Oberfläche. Es hat auf jeden Fall alles gut geklappt und was dabei rauskommt wird sich in detaillierterer Form später zeigen.

Also klar ich weiß jetzt besser wo man andere Forschung oder halt mit Arbeit sinnvoll ansetzen kann. Im Bezug Agroforst wie zum Beispiel der Kakaoanbau mit Schattenbäumen ist in der Elfenbeinküste viel Nachholpotential.
Der Wille an der schlechten Wald Situation etwas zu ändern ist aber auf jeden Fall zu sehen und die Situation zu verbessern. Das ist mir auch durch die extreme Wertschätzung meiner Arbeit klar geworden. Es wird viel versucht aber Verbesserung ist oft auch ein langer harter Weg.

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