Geile Wasserfälle und keiner geht hin

Natur und Wasserfälle – anscheinend für viele uninteressant

Natur Spektakel direkt um die Ecke und keiner geht hin. Wenn man hier erzählt, dass man sich gerne auf den Kakao Plantagen, im Wald oder generell in der Natur rumtreibt kommen da meistens eher komische Reaktionen. Bei der einen oder anderen skurrilen Rückfrage nach Angst vor Ameisen oder Moskitos frage ich mich dann schon manchmal, ob derjenige schon mal was Naturähnliches aus der Nähe gesehen hat.

Die Nawa Wasserfälle

Eigentlich dachte ich dass ich inzwischen ein bisschen die Region um Soubre herum kenne Ich habe zwei Monate in Soubré gewohnt und bin viel in der Region unterwegs gewesen. Wenn man das bedenkt ist es schon krass, dass ich nie etwas von den lokalen Wasserwällen gehört hatte. Anscheinend ist vieles was irgendwie natürliche Schönheit angeht hier nicht erwähnenswert. Wenn man in Soubré auf den ruhigen Sassandra Fluss guckt ahnt man nicht, dass direkt oberhalb die Nawa Wasserfälle sind.

Sassandra Fluss bei Soubré
Sassandra Fluss bei Soubré

Nachdem ich spitz gekriegt hatte, dass direkt an der Stadt Wasserfälle sind, musste ich da natürlich hin. Direkt am nächsten Wochenende bin ich dann los um mal zu gucken was die Nawa Wasserfälle so taugen. Die Stelle am Fluss ist zu Fuß aus Soubré erreichbar, umso erstaunlicher, dass es kaum einen hier kümmert sich das mal aus der Nähe anzugucken.

Ja wo ist denn der Wasserfall

Weg zu den Nawa Wasserfällen
Weg zu den Nawa Wasserfällen

Irgendwo geht von der Asphalt Straße ein etwas größerer Trampelpfad ab. Wenn man dann ein paar Mal nach fragt merkt man auch, dass man eigentlich immer nur Geradeaus laufen muss. Der führt erst an ein paar Kakao Plantagen vorbei – natürlich, wir sind ja schließlich in der großen Kakaoregion der Elfenbeinküste. Beim nächsten Nachfragen wird aber klar, dass sich irgendwie ein Problem anbahnt. Es heißt „il y a de l’eau devant“ – also, dass irgendwie da vorne Wasser ist… Joa gut mit der Auskunft kann man erstmal nicht so ganz viel anfangen, aber mal überraschen lassen.

Wie sich dann rausstellt ist das „Wasser“ ein kleiner aber tiefer See, der sich mit dem Regen mitten auf dem Weg gebildet hat. Wenn man das so erzählt, klingt das nach keinem großen Problem, weil man ja einfach drum herum gehen könnte. Hier ist aber der Busch, also das Gestrüpp am Wegesrand normalerweise so dicht, dass man tatsächlich nicht einfach drum herum gehen kann, weil auch noch das komplette Unterholz unter Wasser liegt.

Also gut, wenn man Wasserfälle sehen will muss man da halt irgendwie durch. Ich hatte jetzt extra meine Wanderstiefel mit samt Socken angezogen, damit ich vernünftig laufen kann. Flip-Flops oder Gummistiefel sind hier irgendwie oft doch die bessere Lösung. Wir tasten uns dann halt durch das trübe Wasser und hoffen dass es nicht unerwartet tief wird.

Laut unserer Auskunft geht der Weg grade zu den Wasserfällen. Wir sind auch ganz zuversichtlich, schließlich hört man es schon verdächtig laut rauschen. Dumm nur, dass wir irgendwann quasi an dem Rauschen vorbeilaufen, ohne eine Abzweigung gesehen zu hätten – Also nochmal beim nächsten Menschen erkundigt und dann weiter getapert bis dann ein zweites Rauschen und wieder zuversichtlich lassen lässt. Da führt dann endlich auch ein Weg runter zum Wasser.

Weniger Zugänglich kann man seine Touristenattraktionen wohl kaum machen – aber ohne wirklich Touristen im Land interessiert das anscheinend auch keinen.

Ah da ist der Wasserfall

Unten am Fluss angekommen merken wir, dass wir immer noch nicht wirklich an der richten Stelle sind. Aber zwei Jungs die am Ufer am Fischen sind wollen uns den richtigen Weg zeigen. Der eine, der sich erbarmt läuft direkt ins Gestrüpp vor. Ein Weg ist nicht zu erkennen und eine Machte wäre ganz nützlich. Wie sich kurz darauf herausstellt ist unser Wegbegleiter taub-stumm. Wäre ja eigentlich kein Problem aber ich bin mir zu dem Zeitpunkt nicht sicher, dass er verstanden hat wo wir eigentlich hinwollen, weil wir uns nicht grade zielstrebig durchs Gestrüpp kämpfen.

Felsen bei den Nawa Wasserfällen
Felsen bei den Nawa Wasserfällen

Nach ein paar Minuten stoßen wir dann tatsächlich auch einen kleinen Trampelpfad und er macht uns zu verstehen, dass er den gesucht hat. Das Rauschen wird noch lauter und wir kraxeln ein paar Felsen runter um dann unten ganz viel Wasser zu sehen. Wir haben die Nawa Wasserfälle gefunden…

Nawa Wasserfälle mit Baum
Nawa Wasserfälle mit Baum

Kurze Pause im Nassen

Wie das bei Wasserfällen so ist sind wir mit der extremen Luftfeuchtigkeit nach ein paar Minuten ziemlich nass. Und so ohne dass auf der Haut durch die Verdunstung ein bisschen gekühlt wird wird einem auch ziemlich schnell warm – kennt man ja, dass schwüle Wärme sich extremer anfühlt. Wir stehen also vor dem Wasserfall und laufen quasi aus und werden vom Wasserfall angeregnet. Ich bin aber jetzt ja nicht den ganzen Weg gelatscht um nur einmal kurz zu gucken.

Also gucken wir uns entspannt um und entdecken dann auch gleich wieder ein paar Ritual Überbleibsel. In den Ästen hängen weiße Tücher – und als ich anscheinend zu nahe dran bin wird ich sofort gewarnt das, was wie Kleiderfetzen über uns hängt, nicht zu berühren. Hach ja der Aberglaube ist halt stark – das werde ich später an dem Tag auch noch erfahren wenn es um Geschichten von Unterwasser Geistern im Fluss geht.

Tourismus in der Elfenbeinküste

Wenn man mal vom Strand in Abidjan und vereinzelten Besuchern in der Hauptstadt absieht bin ich noch nicht wirklich über Touristen gestolpert. Vor allem hat mich gewundert, dass viele Ivorer selbst nicht wirklich ihr Land angucken.

Also hab ich mal ein bisschen nachgefragt unter den Leuten die mir so über den Weg laufen. Eigentlich kam als Standard Antwort immer, dass Reisen ja zu teuer ist. Dabei gings dem Gegenüber aber irgendwie immer um halbe Weltreisen – klar das ist teuer. Aber wenn ich dann mich ein bisschen erklärt hatte und klar war, dass ich vom Reisen in der Elfenbeinküste spreche wussten irgendwie alle nicht mehr richtig was sie antworten sollen. Ziemlich merkwürdig irgendwie – als wenn viele nicht auf die Idee kommen würden sich mal was von der Schönheit des eigenen Landes anzugucken.

Eine Kollegin hatte mir dann mal versprochen, dass sie mal versuchen wird in ihrem Urlaub ein bisschen im Land zu Reisen, hat mich irgendwie gefreut. Mal gucken was sie erzählt wenn wir uns mal wieder sehen.

Letztendlich ists natürlich jedem selbst überlassen ob er seinen Urlaub lieber mit Fernsehen oder mit Reisen verbringt. Am Geld liegt es bei vielen Leuten nicht – es ist irgendwie eine Frage der Priorität sich ein bisschen was im Land anzugucken. Aber die gleichen Menschen sind erstaunt, wenn ich die kleine Anzahl von Städten aufzähle, an denen ich hier schon vorbeigekommen bin.

Direkt nachdem wir zu Fuß zu den Nawa Wasserfällen gelaufen sind hab ich auf der Straße mit einem Einheimischen über lokalen Tourismus geredet und wie zu erwarten war er der Meinung, dass man sich ja nur irgendwas angucken kann wenn man viel Kohle verdieht. Gut dass ich grade ein frisches Beispiel parat hatte, dass man zu Fuß ohne irgendwas zu bezahlen zu den Nawa Wasserfällen laufen kann. Er war noch nie da…

Nawa Wasserfälle
Nawa Wasserfälle

Naturschutz und Buschfleisch

Wenn kaum einer die Natur wertschätzt ist es leider auch ziemlich schwierig zu vermitteln, dass es vielleicht ganz cool ist, wenn man ein bisschen Regenwald oder sowas übrig lässt. Mein Eindruck war dummerweise, dass die Natur und alles was irgendwie mit Regenwald zu tun hat nicht so toll gefunden wird. Ist ja schließlich alles voll mit Schlangen, Ameisen und solches Viehzeug und dann ists auch noch heiß und meistens auch noch schwül.

Das einzige was die Augen in dem Bezug zum Leuchten bringt ist Buschfleisch. Eben weil halt Industrie Hähnchen ohne Maggiwürfel eigentlich nach absolut garnichts schmecken stehen die Leute halt total auf Wildfleisch. Oft sind das irgendwelche Nagetiere oder kleine Antilopen oder Riesenschnecken.

Sassandra Fluss bei Soubré - Elfenbeinküste
Sassandra Fluss bei Soubré – Elfenbeinküste

Beim Thema Buschfleisch denkt man bei uns ja immer schnell an Affenfleisch und Ebola. Die paar Affen die noch nicht aufgefuttert sind schaffen es aber tatsächlich relativ gut die Menschen zu meiden. An dem Tag haben mir die Leute am Fluss sogar erzählt, dass sie regelmäßig in den Bäumen auf den Inseln Affen sehen – das hat mich super gefreut, dass hier der Fluss anscheinend wild genug ist, um die Affen zu schützen.

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